Mehr Mut bei der Energiewende in Flensburg
Alle Alternativen ?ffentlich und vorurteilsfrei diskutieren
Ein Beitrag von J?rg Pepmeyer
Au?erordentlich spannend und aufschlussreich war die von über 200 BürgerInnen besuchte Veranstaltung ?Unsere Energiezukunft“ am 31.5. im Bürgersaal des Flensburger?Rathauses. Neben aktuellen Informationen des neuen Chefs der Flensburger?Stadtwerke, Maik Render?zur Zukunftsstrategie?der Stadtwerke, stellten Vertreter aus Sonderborg?ihr Konzept des Einsatzes von Geothermie?bei der Fernw?rmeversorgung?und im Rahmen des Project?Zero vor.
Dass Flensburg davon noch meilenweit entfernt ist, machte Prof. Olav Hohmeyer deutlich, der die Flensburger Stadtwerke bei der Umsetzung ihres ?Green Concept“-Projekts ber?t. Unglücklich waren in diesem Zusammenhang vor allem seine Aussagen zum m?glichen Einsatz von Geothermie bzw. Erdw?rme in Flensburg. Dies sei derzeit keine Option, so Hohmeyer, man müsse bei einem Invest von ca. 10 Mio. Euro mindestens 3.000 Meter bohren, um geothermische Energie anzapfen zu k?nnen, ohne dass der Erfolg garantiert sei. Offensichtlich hatte Hohmeyer aber vergessen, dass Geothermie nur ein Sammelbegriff für verschiedene M?glichkeiten ist, Erdw?rme, ob im Hoch- oder Niedertempertur-Bereich, bodentief oder oberfl?chennah zu nutzen. Vor allem für kleine Eigenheim-Wohngebiete ist Erdw?rme eine ausgezeichnete Alternative. Das hatte nicht nur die schleswig-holsteinische Landesregierung bereits schon vor Jahren erkannt und entsprechende F?rderprogramme aufgelegt..
Mehr dazu auch in der sehr umfangreichen Broschüre „Geothermie?in Schleswig-Holstein – Ein Baustein für den Klimaschutz“ der Landesregierung aus 2004 mit einer Kartierung der geothermischen Nutzhorizonte in Schleswig-Holstein (unter: http://www.umweltdaten.landsh.de/nuis/upool/gesamt/geologie/geothermie_2004.pdf ) sowie im Ratgeber der SH-Landesregierung von 2006: „Geothermie in Schleswig-Holstein – Leitfaden für oberfl?chennahe Erdw?rmeanlagen“ (unter: https://www.umweltdaten.landsh.de/nuis/upool/gesamt/geologie/geothermie_2006.pdf) Und 2011 ver?ffentlichte das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und l?ndliche R?ume des Landes SH einen aktualisierten „Leitfaden zur geothermischen Nutzung des oberfl?chennahen Untergrundes – Erdw?rmekollektoren – Erdw?rmesonden – Empfehlungen für Planer, Ingenieure und Bauherren“ (unter: https://www.umweltdaten.landsh.de/nuis/upool/gesamt/geologie/geothermie_2011.pdf )
Es ist nachvollziehbar, dass Hohmeyer, der beratend und vertraglich im Projekt „Green Concept“ der Flensburger?Stadtwerke involviert ist, der Energieerzeugung mittels Ersatzbrennstoffen?und der zentralisierten Fernw?rmeversorgung á la Stadtwerke den Vorzug gibt. Aber Wissenschaftler sind bei ihren Aussagen auch dem
Gütekriterium der Objektivit?t verpflichtet und sollten dann nicht einseitig die m?gliche Nutzung der Erdw?rme in Flensburg ausklammern.
Im ?brigen sehen nur 35 km entfernt die Sonderburger Kollegen das ja offensichtlich ganz anders, die sind ganz hei? auf Erdw?rme. (Siehe auch unter https://www.tiefegeothermie.de/news/projekt-zero-der-gemeinde-sonderburg-mit-geothermie-zur-co2-neutralitaet und: https://www.tiefegeothermie.de/news/project-zero-als-vorbild? ) Insofern sind Hohmeyers Ausführungen auf der Veranstaltung im Rathaus kritisch zu sehen. Denn tats?chlich muss es doch darum gehen, in einer objektiven und vorurteilsfreien Debatte, mit allen Beteiligten das Für und Wider verschiedener und erg?nzender Energie-Alternativen für Flensburg zu diskutieren, um dann brauchbare, zukunftsf?hige und kostengünstige Alternativen auszufiltern und umzusetzen. Daher w?re eine weitere ?ffentliche Workshop-Veranstaltung zur Energiezukunft unserer Stadt keine schlechte Idee.
Dass der Stadt Flensburg bereits vor zehn Jahren ein entsprechendes, schriftliches Angebot einer Projektzusammenarbeit?von der Geothermie Neubrandenburg GmbH unterbreitet wurde (siehe unter: Stell Geothermie?Neubrdbg?) kam den Stadtwerken damals offenbar gar nicht gelegen. Denn als sich?der?ehemalige?Oberbürgermeister Hermann Stell im August 2001 in Neubrandenburg mit Vertretern der Geothermie?Neubrandenburg traf, versprach Stell ein Gespr?ch mit den Stadtwerken Flensburg hinsichtlich eines gemeinsamen Geothermie-Projektes anzuregen. Die Stadtwerke lie?en jedoch nie von sich h?ren und investierten in den Jahren darauf dann viel Geld in andere, wenig zukunftstr?chtige Projekte und Beteiligungen, mit dem Resultat millionenschwerer Verluste.
Und wie kommentierte ein Mail-Schreiber so treffend: ?Angesichts von 128 Mio. Investitionen in Gaskessel (lt. FT?heute) bin ich ernsthaft erbost und erheitert zugleich, dass Prof. Hohmeyer 10 Mio. für ein Erdw?rme Loch für viel zu viel h?lt. Ich finde wirklich schlimm, dass hier quasi Tabus aufgebaut werden, wenn rechnen, offene Diskussion und vision?res Handeln angebracht w?ren.“ Dem? bleibt nichts hinzuzufügen.
Zur Berichterstattung der Veranstaltung ?am 31.5. siehe auch Shz-online vom 3.6.2011 Diskussion im Rathaus – Energiewende elektrisiert Flensburg unter:
Ver?ffentlicht am 4. Juni 2011 in ?kologie, Bürgerbeteiligung, Flensburg News, Stadtplanung, Stadtwerke, Stadtwerke Flensburg, Wirtschaft und mit J?rg Pepmeyer, Pepmeyer, Stadtwerke Flensburg getaggt. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. Ein Kommentar.
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